Franz Binhack                        Hoffart

1836 - 1915

Ich schaute manchen, der die Demut schmähte

Und heuchelte, er säh nicht ihr Gesicht,

Der, während sie sich bückte, auf sich blähte

Wie jene Kröte im Horaz-Gedicht.

 

Armselig Volk, als ob ein Hahn drum krähte,

Wiegst du die Welt nach eignem Pfundgewicht!

Ohnmächtige Allmacht, du vermeinst die Drähte

Der Welt zu leiten, o betrüg dich nicht!

 

Was lag daran, ob jener Schädel nickte,

Der morgen schon den Würmern Obdach bietet!

Das eigne Knie, wenn es vor ihm sich knickte,

 

Soll man zerschlagen! Ja, was Gott verhütet,

Wenn Gorgo Tod aus diesen Augen blickte,

Dem Perseus ist das Schwert nicht eingenietet.

 

 

 

Franz Binhack                        An die Ruhmesassekuranzen

1836 - 1915

Nicht zähl ich zu den gebornen

Sängern, die zur Welt gekommen

Auf Parnassus Höhn: benommen

War der Weg durch Stein und Dornen.

 

Und mag nie mein Sang mir frommen,

Eh mich wegrafft die Nornen;

Liest man dann mein Lied von vornen,

Nimmer schilt man: Wie verschwommen!

 

Die Schalmei hab ich geblasen

Stimmend zum Gesang der Grille.

Und ich frug nicht Vettern, Basen,

 

Ob auch Lied und Ton gefiele;

Sang in schlichten, schlechten Maßen

Auf dem Rohr des Schäfers Spiele.

 

 

 

Franz Binhack                        Trojanischer Krieg

1836 - 1915

Wärst du Achilles auch, die Ehrengabe

Wird Agamemnons Scheelsucht dir entraffen;

Die Ferse trifft der Feigheit Pfeil, am Grabe

Des Ajas Wut nicht schmücken deine Waffen.

 

Odysseus Zunge wird den Sieg dir schaffen,

Ihr nickt der Herrscher mit dem Herrscherstabe;

Dem däucht im Mund das Wort des altersschlaffen,

Redseligen Nestor süß wie Honigwabe.

 

Doch wo die Kraft säumt zürnend bei den Schiffen,

Da raucht des Herrschers Segel glutergriffen.

An Nestor nicht ist Hektors Speer zersprungen,

 

Nicht Ithaka hat dessen Arm bezwungen,

Doch ach, im Sturm die trotzigen Helden fallen!

Und Schlauheit nur erschaut der Heimat Hallen.

 

 

 

 

 

Franz Binhack                        Vorurteile

1836 - 1915

Es schlägt die Zeit doch sonst in Nachtgehölzen

Verdumpften Wahns lichtbreite Sonnengassen:

Doch euch will nicht des Irrsinns Bann verlassen,

Auf Fichtenstümpfe wollt ihr Reiser pelzen.

 

Wie viel geht noch auf den zermorschten Stelzen

Erhaben hoch in niedern Pöbelmassen!

Bald werden neu durch der Geschichte Straßen

Die Völkerfluten alle Welt durchwälzen.

 

Dann wird der Rabe auf den Leichen schweben,

Bis die Gewässer tiefe Gründe schlingen,

Mit grünem Ölzweig reine Taubenschwingen

 

Zum Bergeshaupte nach der Arche streben:

Und Mensch und Tiere wird man wieder sehen

Zu gleichen Paaren aus der Arche gehen.

 

 

 

 

Franz Xaver Binhack             Gottes Befehl

1836 - 1915

Damit die Einheit nicht zersprang in Splitter

Und um ein festes Volk sich aufzurichten,

Sprach Gott zu Josua: „Du sollst vernichten

Mitsammt der Wurzel mir die Kanaaniter!“

 

Weil Saul die Heerden der Amalekiter

Verschont, kam Samuel ihn streng zu richten

Und salbt zum Herrscher David, der im dichten

Mordkampf vertilgt das Volk der Edomiter.

 

Was einst gebot den zwlf erles’nen Stämmen

Jehovah selbst, daß sie zur Ruhe kämen,

Deß sollten sich die deutschen Stämme schämen?

 

Der Einheit Feind zu schonen, o Geschwister,

Räth euch allein der Menschenüberlister;

Ausrottet, spricht der Herr, mir die – Philister!